Schulinternes Curriculum der Otto-Lilienthal-Schule für die Berufswahlorientierung

 

  • Unser Leitbild: „Berufsorientierung als Bestandteil einer schulischen individuellen Förderung“

    Berufsorientierung im Kontext einer individuellen Förderung ist im Kern eine lebens- begleitende Lernleistung des Jugendlichen. Sie bedeutet in erster Linie die Stärkung von Selbstkenntnis, Eigenverantwortung und Entscheidungsfähig- und -willigkeit. Schulische Unterrichtskonzepte zur Berufsorientierung können diesen Prozess nur dann erfolgreich unterstützen, wenn sie als durchgängiges Leitprinzip dauerhaft sowohl im Curriculum als auch in der Schulkultur verankert sind. Die OLS als berufsorientierende Schule:

  • hat die Berufsorientierung als didaktisches Grundprinzip im Schulleitbild verankert und eigens mit dem Fach "Beruf und Bewerbung" (BuB) im Stundenplan verankert

  • hat eine fächer- und jahrgangsstufenübergreifende Konzeption der BWO entwickelt,

  • ein kooperatives Netzwerk mit externen Partnern,

  • aktualisiert die Konzeption in einem lebendigen Dialog mit ihren Partnern und der Umwelt.

  • Unsere Akteure zur Entwicklung einer frühzeitigen Berufsorientierung

  • die Jugendlichen selbst,

  • die Familien bzw. die Erziehungsberechtigten,

  • die Otto-Lilienthal-Schule bzw. weitere Schulen der Region,

  • die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit,

  • die Wirtschaft (Unternehmen und Organisationen der Wirtschaft),

  • die kommunalen Einrichtungen und die Hochschulen.

  • Unsere Ziele

  • die Berufsorientierung als Bestandteil einer schulischen individuellen Förderung

  • ein ganzheitlicher Ansatz: frühzeitig beginnen, aufeinander aufbauen (spiralcurricular) und nachhaltig wirken

  • die Befähigung der Schülerinnen und Schüler, in sinnvoller Weise Entscheidungen über ihren weiteren Ausbildungs-, Studien- und Berufsweg zu treffen.

  • Schülerinnen und Schüler zur Ausbildungsreife führen.

     

     

  • Handlungsfelder der Berufswahlorientierung, Netzwerke:

  • Schulorganisation, Schulkultur, Leitbild

  • Unterricht

  • Weitere schulische Angebote

  • Zusammenarbeit mit den Eltern

  • Zusammenarbeit mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit

  • Zusammenarbeit mit der Wirtschaft

  • Zusammenarbeit mit weiteren außerschulischen Partnern

     

     

  • Die Umsetzung der Berufswahlvorbereitung (nach Jahrgangsstufen)

     

     

    Jahrgangsstufe 5/6

     

    In diesen Jahrgangsstufen steht die Eingewöhnung in die neue Schulform und in eine neue soziale Gruppe im Vordergrund. Grundlagen der Planungs-, Wissens- und Handlungskompetenz werden gelegt oder erweitert. Dazu gehören das Fördern selbst, organisiertes Arbeiten, das Fördern von Zusammenarbeit und die Stärkung der Persönlichkeit. Dies konkretisiert sich an der Einführung einer standardisierten Heftführung oder der gemeinsamen Gestaltung des Klassenraumes. Diese Elemente stärken den Erwerb von Schlüsselqualifikationen für die moderne Berufsrolle. Im Politikunterricht wird die Bedeutung von Produktion und Konsum für den Einzelnen aufgezeigt. Dies geschieht anhand der Themen Bedürfnisse, Bedeutung der Arbeit, Taschengeld, Kinderarbeit. Bezüglich konkreter Berufe setzen wir bei der unmittelbaren Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler, also beim Berufsfeld Schule, an. Als Teil der Orientierung in der neuen Schule erkunden die Schülerinnen und Schüler z. B. die Berufe des Hausmeisters, der Reinigungsfachkraft und der Schulsekretärin. Interview und Befragung, Plakaterstellung und Rollenspiel sind die Methoden der Erkundung und Ergebnispräsentation. Die Schülerinnen und Schüler lernen konkrete Berufstätigkeiten in der Schule kennen und deren Bedeutung schätzen. Wir wollen damit die Perspektive der Schülerinnen und Schüler erweitern, die Achtung der Person und deren Arbeit sowie das eigene verantwortliche Verhalten in der Schule stärken.

     

    Jahrgangsstufe 7/8

     

    In diesen Schuljahren wird der Zusammenhang von Familie/Beruf/Lebensplanung akzentuiert. Dazu werden die geschlechtsspezifischen Rollen und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung reflektiert. Ansatzpunkt ist - neben den Erfahrungen in der Schule - die eigene Familie. Damit tragen wir der Vorbildfunktion der Familie und dem prägenden Einfluss der Eltern Rechnung. Praktische arbeitsweltliche Erfahrungen werden ausgebaut, auch im Hinblick auf die Wahl des Praktikumsplatzes für das Schülerpraktikum in der Jahrgangsstufe 9. Durch die ständigen Kontakte mit unserer Freundschaftsschule, der Pestalozzi-Sonderschule für geistig Behinderte, wurden Schülerinnen/Schüler zum Erlernen sozialer Berufe angeregt.

     

    Im Fachunterricht Politik wird im Bereich der Ökonomie die Stellung des Arbeitnehmers und Konsumenten in der Sozialen Marktwirtschaft besprochen. Hier geht es in Anknüpfung an die Themen der Klasse 6 um die Marktprinzipien Angebot, Nachfrage, Wettbewerb und Preisentstehung, die Rechte der Konsumenten und die Prinzipien des Sozialstaates. Im zweiten Halbjahr bereitet das Fach BuB die Schüler gezielt auf das Praktikum vor. Die eintägige Kompetenztestung durch den externen Partner Jugendwerkstatt Porz ergänzt die theoretischen Einsichten durch praxiserprobte Erfahrungen.

     

    Jahrgangsstufe 9/10

     

    Diese beiden Klassenstufen sind die intensive Phase der Berufswahl. Die thematischen Auseinandersetzungen, Informationsmöglichkeiten, Entscheidungshilfen und praktischen Erfahrungen in der Arbeitswelt sowie die Kooperationen mit externen Experten verdichten sich angesichts des Endes der Schullaufbahn und der Notwendigkeit einer Entscheidung über den weiteren Berufs- und Lebensweg.

     

    Die Eltern, die eine besondere Rolle im Berufswahlprozess spielen, werden auf Klassenpflegschaftssitzungen zum Thema Berufswahlhilfen und zum Praktikum in der Klasse 9 sowie vom Berufsberater angesprochen und so in den Berufsfindungsprozess einbezogen. Die Maßnahmen gruppieren sich um das dreiwöchige Praktikum vor den Osterferien. Die Praktikumsplätze werden von den Schülerinnen und Schülern entsprechend ihren Vorstellungen frei gewählt.

     

    Das Praktikum ist thematisch arbeitswelt- und berufsbezogen angelegt und dient der Erkundung von und Erfahrung mit Strukturen und Anforderungen der Arbeitswelt sowie der individuellen Berufswahlorientierung. Die Schülerinnen und Schüler lernen den Betrieb unter funktionalen Gesichtspunkten organisatorisch und technologisch kennen. Unter sozialen Aspekten erleben sie Arbeitsbedingungen, Sozialgefüge (auch geschlechtsspezifische Hierarchien), Sozialformen, soziale Leistungen. Unter dem Aspekt der Berufskunde erfahren sie berufstypische Tätigkeiten, Einstellungsvoraussetzungen, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Berufsaussichten sowie Berufsanforderungen. Sie erleben, inwieweit sie sich bei ihrer Tätigkeit während des Praktikums mit ihren manuellen und intellektuellen Fähigkeiten einbringen können.

     

    Aus diesen Erfahrungen ergeben sich für viele Schülerinnen und Schüler Konsequenzen für den weiteren Berufswahlprozess. Die Wahl des Praktikumsplatzes ist eine kleine Berufsentscheidung auf Probe, ein Lernfeld für die spätere Berufswahlentscheidung. Die Ergebnisse und Erfahrungen werden in der Schule mit den Schülerinnen und Schülern ausführlich besprochen. Die Schülerinnen und Schüler geben als Experten ihre Erfahrungen bei der Praktikumsstellenwahl an den unteren Jahrgang weiter. Das geschieht anhand von Plakaten und der Vorstellung von Mappen.

     

    Im Fach BuB werden Bewerbungsschreiben und das Verfassen eines Lebenslaufs trainiert. Das Fach BuB hat Leitfachfunktion. Hier beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler u.a. mit der Frage „Mein Leben in zehn Jahren“, mit Fragen nach der Bedeutung des Berufs und der Bildung und den Merkmalen der modernen Berufswelt. Nach dem Praktikum wird die Berufswahlfähigkeit mit Materialen der Bundesagentur für Arbeit („Planet Beruf“) gezielt gefördert.

     

    Einen besonderen Stellenwert für die Entwicklung der individuellen Berufswahlfähigkeit hat die Zusammenarbeit mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Der Berufsberater kommt nach dem Praktikum mehrmals in die Schule. Die Besuche werden durch Fragesammlungen vorbereitet, um möglichst zielgruppen- und bedarfsorientiert zu arbeiten. Der Besuch dient dazu, den Schülerinnen und Schülern allgemeine Information über die aktuellen Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten und die Möglichkeiten der FOS – sowie die Hilfsangebote der Berufsberatung aufzuzeigen. Für zusätzliche Fragen einzelner Schülerinnen und Schüler sowie ihrer Eltern steht die Berufsberatung auch an den Elternsprechtagen zur Verfügung. Aus schulischer Sicht ist die durchgängige individuelle Beratung der Schülerinnen und Schüler zu ihren schulischen Ausbildungs- und ihren Berufsmöglichkeiten eine zentrale Aufgabe aller Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere der Klassen- und Politiklehrerinnen und -lehrer.

     

    In der Klasse 10 werden ergänzende Angebote in Bezug auf die Lebens- und Berufsplanung gemacht, zum Teil als Angebot für einzelne Schülerinnen und Schüler. Einzelne Schulfächer thematisieren ökonomische Themen sowie Inhalte aus der Berufs- und Arbeitswelt. Ein wichtiger Baustein ist die Vorstellung der Angebote weiterführender Schulen. Expertinnen/Experten aus den verschiedenen Schulen gehen speziell auf die Fragen in den Klassen ein, wodurch sich oft neue Anregungen ergeben. Interessierte Schülerinnen und Schüler können die Berufsinformationsbörsen (berufe live) oder andere sie betreffende Informationsveranstaltungen („Tage der offenen Tür“ in Schulen, Betrieben, „Check Praxis“) besuchen. Für Schülerinnen und Schüler mit Entscheidungsschwierigkeiten werden Beratungsgespräche mit der Berufsberatung angeboten. Die Berufsberatung ist jeweils am zweiten Dienstag des Monats in der OLS.